Internationales zweisprachiges Sommerschulprogramm für eine postkolonial sensibilisierte Lehre und Forschung in der Arabistik

Arabische Philologien im Blickwechsel / نحو دراسات عربية برؤى متعددة — Konzept

Seit der Orientalismus-Kritik von Edward Said (1978) darf die Arabistik als klassisches Forschungsfeld für Identitäts- und Alteritätsprozesse gelten. Doch während Saids Kritik und ihre Weiterentwicklung durch die Postkolonialen Studien heute zum Theorie- und Methodenkanon der Arabistik zählen, werden diese Erkenntnisse bislang kaum auf die Lehr- und Forschungspraxis der Arabistik übertragen. Trotz zahlreicher Kooperations- und Austauschprogramme verlaufen zwischen den unterschiedlichen Fachtraditionen und Wissenschaftssprachen immer noch tiefe epistemische und sprachliche Gräben, die es zu überwinden gilt, um die Pluralität arabistischer Wissensproduktion sichtbar und fruchtbar machen. Statt einer Forschung über den „Anderen“ bzw. ohne den „Anderen“, brauchen wir transkulturelle akademische Lehr- und Lerngemeinschaften, die Wissen in einem Dialog auf Augenhöhe produzieren. Dazu bedarf es eines Blickwechsels im doppelten Wortsinn: als gegenseitige Inblicknahme, verbunden mit einem grundlegenden Perspektivwechsel. Voraussetzung dafür ist ein auch sprachlicher Brückenschlag, nämlich das konsequente Praktizieren des Arabischen als moderne Wissenschaftssprache seitens der westlichen Arabistik sowie des Englischen auf arabischer Seite.

Die Initiative „Arabische Philologien im Blickwechsel“ veranstaltet an arabischen und europäischen Universitäten Sommerschulen zu aktuellen Forschungsfragen und bringt hervorragende NachwuchswissenschaftlerInnen von arabischen und europäischen Universitäten, die im weitesten Sinne auf dem Feld der Arabistik arbeiten, mit etablierten ArabistInnen von arabischen und europäischen Universitäten zu intensiven Lerngemeinschaften zusammen. In kleinen Gruppen stellen die Promovierenden und PostDocs ihre aktuellen Forschungsprojekte vor und zwar jeweils in der Wissenschaftssprache, mit der sie weniger vertraut sind. Damit soll die Verwendung von Arabisch als aktive Wissenschaftssprache an europäischen Universitäten und Englisch als aktive Wissenschaftssprache an arabischen Universitäten gefördert werden. Darüber hinaus werden in Plenumssitzungen arabischsprachige und englischsprachige Grundlagentexte zum thematischen Fokus der jeweiligen Sommerschule diskutiert. Ergänzt wird das Programm durch Gastvorträge renommierter WissenschaftlerInnen.

Das internationale zweisprachige Sommerschulprogramm für eine postkolonial sensibilisierte Lehre und Forschung in der Arabistik wurde 2013 am Seminar für Semitistik und Arabistik der Freien Universität Berlin ins Leben gerufen. Gefördert wurden die Sommerschulen u. a. von der VolkswagenStiftung und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung.

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